Inmitten von Gräueltaten: John Rabe und seine Aufzeichnungen über das Massaker von Nanjing - Xinhua | German.news.cn

Inmitten von Gräueltaten: John Rabe und seine Aufzeichnungen über das Massaker von Nanjing

2025-12-16 10:06:37| German.news.cn
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Christoph Reinhardt, der Urenkel des Deutschen John Rabe, der während des Massakers von Nanjing 1937 Hunderttausende chinesischer Zivilisten beschützte, spricht während einer Kerzenlicht-Mahnwache in der Gedenkhalle für die Opfer des Massakers von Nanjing durch japanische Invasoren in Nanjing, der Hauptstadt der Provinz Jiangsu in Ostchina, 13. Dezember 2025. (Xinhua/Li Bo)

„Ich will mich mit eigenen Augen von diesen Greueltaten überzeugen, damit ich später als Augenzeuge davon reden kann. Derartige Greueltaten - 10 Tage nach Einnahme der Stadt begangen - dürfen nicht verschwiegen werden!”, schrieb John Rabe am 24. Dezember 1937.

BERLIN, 15. Dezember (Xinhua) -- Im Winter 1937 eroberten japanische Invasionstruppen Nanjing, die damalige Hauptstadt Chinas, und töteten im Laufe von sechs Wochen etwa 300.000 chinesische Zivilisten und unbewaffnete Soldaten in einer der barbarischsten Episoden des Zweiten Weltkriegs.

Inmitten des Massakers führte ein deutscher Geschäftsmann namens John Rabe weiterhin Tagebuch, und seine Tagebücher sind bis heute eine der umfassendsten historischen Aufzeichnungen über die Gräueltaten der japanischen Aggressoren.

Als Vertreter von Siemens in China half Rabe zusammen mit anderen ausländischen Einwohnern bei der Einrichtung der Nanjing-Sicherheitszone. Das 3,86 Quadratkilometer große Schutzgebiet bewahrte rund 250.000 chinesische Zivilisten vor dem Massaker.

Trotz der ständigen Gefahr blieb Rabe in der Stadt und verhandelte wiederholt mit dem japanischen Militär, um Opfer zu retten und die Sicherheitszone zu verteidigen. Gleichzeitig dokumentierte er die Gräueltaten, die sich um ihn herum abspielten, in seinen Tagebüchern.

„Ich will mich mit eigenen Augen von diesen Greueltaten überzeugen, damit ich später als Augenzeuge davon reden kann. Derartige Greueltaten - 10 Tage nach Einnahme der Stadt begangen - dürfen nicht verschwiegen werden!”, schrieb John Rabe am 24. Dezember 1937.

Am 14. Dezember 1937, einen Tag nach dem Fall von Nanjing, vertraute Rabe seinem Tagebuch an, dass er erst beim Durchfahren der zerstörten Straßen das wahre Ausmaß der Zerstörung begriffen habe.

„Alle 100 oder 200 Meter stossen wir auf Leichen. Die Japaner marschieren in Truppen von 10 bis 20 Mann durch die Stadt und plündern die Läden. Wenn ich das nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben“, heißt es in dem Tagebuch.

Auf einer anderen Seite berichtete er vom Schicksal eines etwa siebenjährigen Jungen, auf den viermal mit einem Bajonett eingestochen worden war. Rabe beschrieb eine klaffende Wunde in seinem Bauch. Das Kind überlebte zwei Tage im Krankenhaus, bevor es starb - still, ohne einen einzigen Schrei.

„In John Rabes Tagebuch, das mein Großvater geschrieben hat, kann man nachlesen, wie die Mitglieder der Nanjing-Sicherheitszone wiederholt Briefe an die japanische Botschaft in Nanjing schrieben, in denen sie diese vehement verurteilten und aufforderten, die chinesischen Zivilisten nicht länger zu schikanieren und zu massakrieren“, erzählte Thomas Rabe, Enkel von John Rabe, gegenüber Xinhua. „All diese Bemühungen waren jedoch vergeblich.“

„Es ist wichtig, sich an die Geschichte zu erinnern“, sagte Thomas Rabe. „Nazideutschland hat den Holocaust begangen, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das sich niemals wiederholen darf. Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss Deutschland Frieden mit seinen ehemaligen Opfern und übernahm Verantwortung, gegenüber Israel, Frankreich, Polen und anderen Ländern. Leider haben nicht alle Länder aus der Vergangenheit gelernt.“

John Rabe verstarb 1950 und wurde in einem westlichen Vorort von Berlin beigesetzt. Doch die Dankbarkeit des chinesischen Volkes ist mit der Zeit nicht verblasst.

An seinem Grab liegen stets frische Blumen und handgeschriebene Notizen. Eine kürzlich hinterlassene Nachricht lautete: „Danke, Herr Rabe, guter Mann von Nanjing. Das chinesische Volk wird niemals vergessen.“

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

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