Kommunikation: Erlebnisse und Forschung nutzen, um Vorurteile herauszufordern - Erinnerungen an den deutschen Sinologen Ingo Nentwig (Teil 1)
通訊:用親歷和研究挑戰偏見——追憶德國知華學者南因果(1)
Von Ban Wei
BERLIN, 20. März (Xinhuanet) -- Er erfuhr und erforschte China sein ganzes Leben lang. Stützend auf seine Kenntnisse über die chinesische Geschichte, Kultur und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, verbreitete er mit seinen Erlebnissen und Forschungen die Gegebenheiten Chinas und schaffte den Menschen im Westen ein objektives und umfassendes Bild über das Reich der Mitte.
他一輩子感知中國、研究中國,憑藉對中國歷史、文化和當今社會發展的認知,他用自己的親歷和研究傳播中國信息,幫助西方人客觀全面地看待中國。
Er forderte Vorurteile heraus, besiegte die Krankheit aber nicht. Er ist am 30. Januar 2016 von uns gegangen, und zwar im jungen Alter. Er war der deutsche Ethnologe und Sinologe Ingo Nentwig. Auf Chinesisch nennt er sich Nan Yinguo.
他挑戰偏見,卻沒能戰勝病魔,於今年1月30日過早離世。他就是德國民族學家和漢學家英戈·南特威希,自取中文名“南因果”。
Bruch der Irrmeinung: Kein Recht zur Beurteilung der tibetischen Frage, ohne das Land besucht zu haben
破除迷思——“沒有到過西藏就沒有發言權”
Als sich am 14. März 2008 die Unruhen in Tibet ereigneten, lernte ich als Journalist Herr Ingo Nentwig kennen. In deutschen Medien dominierten negative Berichte über China, er jedoch veröffentlichte auf einer unabhängigen Website für Gelehrte einen wissenschaftlichen Kommentar, in dem er davon ausging, dass die westlichen Medien in Bezug auf die tibetischen Fragen immer Irrtümer verbreiten. Diese rationale Ansicht war unter der damaligen westlichen Lehrmeinungen selten.
記者2008年結識南因果,當時因為西藏拉薩發生“3·14”打砸搶燒事件,德國媒體幾乎每天都有對華負面報道。他卻在一個獨立學者網站上發表學術性評論文章,指出西方媒體在涉藏問題上散佈種種謬誤。這種理性的聲音在當時西方輿論環境中可謂鳳毛麟角。
Erst beim Interview fand der Journalist heraus, dass es sich bei diesem Gelehrten um einen über 1,90 m großen Mann handelt. Er trug eine schwarze runde Brille im Brechtschem-Stil sowie einen kurzen Bart. Beim Gespräch zeigte er häufig ein neckisches Lächeln. Als das Gespräch besonders belebt war, setzte er unbewusst die Brille ab und steckte die Spitze des Brillenbügels in den Mund. Er wirkte dabei wie ein frecher Jung. Er sprach fließend Chinesisch und erzählte zum Spaß auch einig Wörter im nordostchinesischen Dialekt. Ziemlich beeindruckend waren sein endloser Wissensdrang und sein erstaunliches Gedächtnis. Vor allem als über die Lage der chinesischen Minderheiten gesprochen wurde, war er hinreichend mit der Thematik vertraut.
記者找到他採訪,一見面才發現這名學者竟是身高1米9幾的大漢,戴着布萊希特式黑邊圓眼鏡,留着不長的絡腮鬍。他説話時臉上常帶着一絲調侃似的微笑,聊得開心時往往不自覺地取下眼鏡,把一個眼鏡腿叼在嘴角,像個調皮的大男孩。他中文非常流利,還會説幾句俏皮的東北話。最讓人印象深刻的是他似乎永不休止的求知欲和驚人的記憶力,尤其在談到中國各少數民族情況時,簡直如數家珍。
Nach dem ersten Treffen nahm ich an einer Volksdiskussion in Leipzig, einer Stadt in Ostdeutschland teil, bei dem er als Hauptredner auftrat. Die Teilnehmer waren hauptsächlich die lokalen Bewohner. Laut Planung der Organisatoren, durfte er nur eine halbstündige Rede halten und die restlichen anderthalb Stunden mit den Zuhörern diskutieren. Er beantwortete die Hauptfragen, die die Deutschen interessierten, mit zahllosen nachprüfbaren Fakten.
初次見面後,我去旁聽了他在德國東部城市萊比錫主講的一場西藏話題民間討論會。聽眾大多是當地民眾。按主辦方安排,他當晚只能演講半小時,其餘1個半小時要和聽眾互動討論。演講中他以大量可考證事實回答了德國人關心的幾大問題。
Als eine deutsche Studentin fragte, ob es in Tibet überhaupt „Genozide“ gebe, antwortete Nentwig mit „überhaupt nicht“. Denn die Familienplanungspolitik für die tibetischen Chinesen, den die chinesische Regierung durchführe, sei viel lockerer als der für die Han-Chinesen. Daher sei das Bevölkerungswachstum der tibetischen Chinesen viel höher als das der Han-Chinesen. Ein sogenanntes „Aussterben der Kultur“ sei auch unmöglich. Ganz im Gegenteil, die tibetische Kultur sei in China am Blühen. Zum Beispiel würden in China so viele tibetische Bücher veröffentlicht, dass die ausländischen Tibetologen schnell die Übersicht verlieren würden. Darüber hinaus dürften die tibetischen Chinesen frei religiöse Veranstaltungen abhalten. Er deutete darauf hin, dass die Mehrheit der Änderungen im tibetischen Alltagsleben eine Folge der Modernisierung war, nicht eine Folge der Assimilation durch die Han-Chinesen.
一名德國女學生問西藏是否存在“種族滅絕”。南因果説,西藏根本不存在“種族滅絕”。中國政府對藏族人實行了比漢族人優待得多的計劃生育政策,藏族人口增長率也比漢人高出很多。所謂“文化滅絕”也不存在。相反,藏文化在中國得以繁榮發展。舉例而言,中國出版的藏文書籍讓外國藏學家目不暇接。此外,藏族人也可自由從事宗教活動。他指出,現在西藏日常生活出現的很多變化是現代化結果,而不是“漢化”。
Der Grund, warum Ingo Nentwig mit Tatsachen die Fragen beantworten konnten, war auf seine Felduntersuchung im Jahr 2002 zurückzuführen. Damals war er zuständig für die Kulturausstellung der ostasiatischen Nationalitäten im Museum für Völkerkunde zu Leipzig. Die ausgestellte Sammlung war hauptsächlich religiös. Aber Nentwig meinte, dass die tibetische Kultur nicht nur aus religiöser Kultur bestand und kam auf die Idee, mit eigenen Augen in Tibet die Region zu betrachten.
南因果能用事實説話,是因為他2002年對西藏進行過實地考察。那時,南因果還在萊比錫民族學博物館負責東亞民族文化展覽。博物館當時關於西藏的藏品多是宗教方面的,而南因果認為藏族文化並非只有宗教文化,便萌生親自去西藏看一看的想法。
Im Dorf Qiemareba im tibetischen Kreis Nagchu, das 4000 m über dem Meerspiegel liegt, lebte er mehr als eine Woche mit einer achtköpfigen nomadischen Familie aus drei Generationen zusammen. Er unterhielt sich mit den Gastgebern, half ihnen beim Hüten des Viehs und protokollierte die technischen Details für Milchprodukte und die handwerkliche Stickerei.
在海拔4000多米的那曲縣切瑪熱巴村,他與一個牧民家庭祖孫三代8口人同吃同住了一個多星期。他與主人拉家常,幫忙放牧,記錄他們生産奶製品的活動以及婦女手工編織的技術細節。
Abgesehen von der Erkundung des nomadischen Lebens traf sich Nentwig in Lhasa mit Gelehrten der Tibet University, der Tibetan Academy for Social Science, des Museums des Potala Palasts und des Tibet-Museums. Er nahm das traditionelle Arbeitsverfahren auf, als die tibetischen Frauen bei der Renovierung des Daches des Jokhang-Tempels das Arbeitslied „Da A Ga“ sangen, und beobachtete die Lamas im Sera-Tempel, die über die Doktrinen des tibetischen Buddhismus diskutierten….
除考察牧民生活外,南因果還在拉薩會晤了西藏大學、西藏社會科學院、布達拉宮博物館和西藏博物館的學者,拍攝了大昭寺屋頂修繕時藏族婦女唱着勞動號子“打阿嘎”的傳統工作方式,在色拉寺觀摩了喇嘛辯經……
Nentwig sagte, dass die Leute aus dem Westen kein Recht haben über Tibet zu sprechen, wenn sie das Land noch nicht besucht haben. Um sich ein relativ umfassendes Bild über die Gedanken der lokalen Bewohner zu schaffen, nahm er Kontakt mit Menschen aller Art auf, wie tibetische Beamte, Gelehrte, Lamas, nomadische Bewohner und Fahrer. Durch die abstandlosen Kontakte fand er heraus, dass die tibetischen Völker, genau wie die anderen Nationalitäten, gewöhnliche Leute waren. Einige Ansichten der Menschen des Westens, die basierend auf indirekten Erfahrungen das tibetische Volk vergötterten, waren lächerlich.
南因果説,沒有去過西藏的西方人對西藏沒有發言權。為了盡可能全面了解當地人所思所想,他在西藏盡量接觸藏族幹部、學者、喇嘛、牧民、司機等各種人。通過這些零距離接觸,他覺得藏族和其他民族一樣,都是扎根生活的飲食男女,西方人基於間接經驗神化藏民族的一些説法很可笑。
(Quelle: Xinhuanet)
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